In unseren Zellen sammelt sich im Laufe der Zeit so einiges an. Im Alter akkumulieren sich defekte Zellbestandteile, molekularer Schrott, meist verklumpte oder oxidierte Proteine, die Sauerstoffradikale produzieren. Durch den herumliegenden Zellschrott ist die Zelle nicht mehr ganz funktionstüchtig und altert schneller.
Yoshinori Osumi hat im Oktober 2016 den Medizinnobelpreis für die Publikation seiner Forschungen von 1992 über den Mechanismus der Autophagie bekommen. Die Autophagie ist ein körpereigenes Recyclingprogramm der Zellen, das den sogenannten „Zellschrott“ zerkleinert, recycelt und selbstverdaut. Dieser Prozess wird nach ungefähr zwölf bis sechzehn Stunden eingeleitet, wenn die Zelle durch Fasten gestresst ist. Aus dem Zellschrott gewinnt die Zelle Energie – als Ersatz für die Energie aus Nahrung. Gleichzeitig wird die Zelle gereinigt, verjüngt und leistungsfähiger.
Mit der Autophagie kann man verschiedenen altersbedingten Erkrankungen im Zusammenhang mit Nervenzellen im menschlichen Gehirn wie z.B. Parkinson, Alzheimer und Krebserkrankungen vorbeugen. Ausserdem soll die Autophagie den Alterungsprozess generell bremsen. Dies wurde bei Tierversuchen bereits nachgewiesen; eine laufende grosse Sudie von Universitätsprofessor Dr. rer. nat. Frank Madeo am Institut für Molekulare Biowissenschaften an der Karl-Franzens-Universität in Graz soll diese Hypothese an Menschen beweisen.
Der Mensch hatte in der Vergangenheit immer Perioden ohne Essen. Diese nützte der Körper um aufzuräumen und aus dem Zellschrott Energie zu gewinnen. Essen ohne Pausen hemmt diesen Vorgang und schadet unserer Gesundheit.
Was löst die Autophagie in unseren Zellen aus?
- Vor allem Fasten (ab ca. 12 bis 16 Stunden Nahrungsverzicht)
- Spermidin (Vorkommen: Sperma, Weizenkeime, Käse, Sojabohnen, Trauben)
- Rotwein (Flavonoide, Resveratrol)
- Kaffee schwarz (erhöht die Menge von Spermidin)
- Sport, Bewegung
Die grösste Wirkung entfaltet die Autophagie beim Fasten. Dieser Vorgang wird in der Medizin oft auch als Entschlacken verstanden. Die Autophagie trägt wesentlich zu den positiven gesundheitlichen Einflüssen des Fastens bei. Bewegung und Sport wird auch schon seit längerer Zeit als positiv für unsere Gesundheit bewertet. Anders sieht es aus bei Wein und Kaffee. Das eine Glas Rotwein pro Tag, wie sie in der mediterranen Ernährungsweise schon lange praktiziert wird, kennen wir auch schon von früheren Studien. Der Kaffee wurde lange zu Unrecht verteufelt, was neuere Studien belegen. Das Spermidin kommt hauptsächlich im Sperma vor, und sorgt für eine lange Lebensdauer der Spermien. In Nahrungsmitteln ist dieser Stoff aber nur in Spuren vorhanden und hat deswegen nur einen sehr begrenzten Einfluss, besonders wenn sie mit anderen Nahrungsmitteln (Eiweisse und Kohlenhydrate) verzehrt werden. Insulin hemmt die Autophagie. Pillen mit Spermidin werden erforscht und sind zum Teil als Anti-Aging schon im Handel. Ob eine Pille die Selbstregulation des Körpers so wie Fasten aktivieren kann, muss bezweifelt werden.